Stellungnahme der Fanszene zur Ticketpolitik des LASK

Die Preisgestaltung der Tickets und die Entscheidung des Vereins, keine Einzeltickets aufzulegen, führte in den vergangenen Tagen zu viel Aufregung und Kritik unter LASKlern, zahlreiche Medien beschäftigten sich mit der Thematik.

Wir selbst als Landstrassler wollten aber weder vorschnell mit einer Stellungnahme an die Öffentlichkeit preschen, noch dem Verein über Spruchbänder im Stadion etwas "ausrichten". Wichtiger war uns, konstruktiv zu arbeiten. Deswegen haben wir dem Verein einen Brief zukommen lassen, in dem dargelegt wurde, warum die aktuelle Ticketpolitik unserer Meinung nach aus mehrerlei Hinsicht nachteilhaft für den Verein und aus Sicht der Fanszene nicht tragbar ist - und baten um ein Überdenken der aktuellen Strategie. Weiters formulierten wir in diesem Schreiben die Bitte einer Rückmeldung bis zu einer bestimmten Deadline, um dieses Thema gemeinsam, in Ruhe und fernab der Öffentlichkeit aufzuarbeiten und etwaige Missverständnisse auszuräumen.

Leider gibt es im Verein scheinbar kein Interesse an einem Diskurs: Trotz anderslautenden Versprechungen ließ man jene Deadline verstreichen und reagierte nicht auf unser Schreiben. Natürlich ist uns bewusst, dass Zeit momentan bei den Verantwortlichen eine knappe Ressource ist, dass es innerhalb von einer Woche zu einem derart wichtigen Thema nicht einmal zu einer kurzen Antwort gereicht hat, ist dennoch bezeichnend. Aus diesen Gründen gehen wir mit unserem Statement nun an die Öffentlichkeit (siehe weiter unten).

Wie wir zu diesem Thema weiter verfahren, steht zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest, sicher ist, dass in naher Zukunft weitere Aktionen gesetzt werden.

Das Schreiben im genauen Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Dr. Siegmund Gruber, liebe Mitarbeiter*innen des LASK,

in gut einer Woche wird endlich unser neues Zuhause eröffnet. Nach vielen Jahren der Gerüchte, der Ideen und Pläne sind wir endlich dort angekommen, wo wir hingehören: Im Herzen unserer Stadt, hoch über den Dächern von Linz – auf der Gugl. Die Dankbarkeit, die wir für die Umsetzung dieses Projekts empfinden, ist riesig. Die Vorfreude ebenso.

Dennoch treten wir mit diesem Schreiben an Sie heran, um die Sichtweise der aktiven Fanszene betreffend der Ticket-Thematik sowie der damit einhergehenden Kommunikation klarzustellen und um die Bitte zu äußern, die aktuelle Herangehensweise noch einmal zu überdenken.

Beginnen möchten wir mit jenem Punkt, der aus unserer Sicht am 24. Februar am offensichtlichsten zu sehen sein wird: Das Stadion wird nicht annähernd ausverkauft sein. Das mag zu einem Teil am Linzer Publikum liegen, liegt jedoch gewiss auch an der vielzitierten „künstlichen Verknappung“ und der Verkaufsstrategie. Es war sicherlich sinnvoll, zunächst so lange wie möglich auf den Dauerkartenverkauf zu setzen und so möglichst viele Abonnenten zu ködern. Das ist offensichtlich gelungen und höchst erfreulich. Auch die Doppeltickets für die ersten beiden Spiele erscheinen sinnvoll, sind jedoch in der Preisgestaltung so angelegt, dass vor allem Jugendliche und sozial schwächer gestellte Menschen sich diese nicht oder nur schwer leisten können, zumal es weder eine Ermäßigung für genannte Gruppen gibt noch die Möglichkeit, Einzeltickets zu kaufen. Auch die Ankündigung, dass Tageskarten – wenn es sie überhaupt geben wird – teuer sein werden, trägt nicht dazu bei, dass sich die Abonnenten wertgeschätzt fühlen, sondern vielmehr dazu, dass potentielle Abonnenten der Zukunft abgeschreckt werden, weil sie es sich nicht leisten können. Im Worst Case wandert das fußballinteressierte Publikum in den Donaupark ab oder wendet sich generell vom Linzer Fußball ab. Ganz abgesehen von diesen Befürchtungen stehen auch wir aktuelle Abonnenten lieber in einem vollen Stadion als in einem halbleeren, werden auch wir stets dafür eintreten, dass der Fußball für alle Bevölkerungsschichten leistbar bleibt.

Zurück zum 24. Februar: Ein volles Stadion wäre österreichweit ein Ausrufezeichen. Es wäre auch ein Zeichen an jene, die das unter anderem mit Steuergeldern finanzierte Stadion stets kritisch betrachtet haben. Es würde zeigen: Der LASK hat sich zurecht ein Stadion in dieser Größe gebaut. Ein halbleeres, mit Sponsorenbahnen überzogenes Stadion beim Eröffnungsspiel hingegen signalisiert das Gegenteil, die Außendarstellung wäre katastrophal. Gerade jetzt gilt es, die Euphorie mit allen Mitteln mitzunehmen und für sich selbst zu nutzen. Das wird mit der aktuellen Strategie vermutlich nicht gelingen, in der Öffentlichkeit (auch bei den Abonnenten) entsteht das Bild eines unsympathischen, überheblichen Vereins, der keinen großen Wert auf seine Fans und Zuschauer legt. Man kann eben nicht von jedem Menschen erwarten, sich jedes Jahr ein Abo zu kaufen. Dafür kann es verschiedenste Gründe (Wohnort, Familie, Arbeit, Finanzen, etc.) geben. Deshalb sind diese Menschen nicht weniger LASK-Fan als Abonnenten, ihnen wird der Stadionbesuch jedoch deutlich erschwert.

Stichwort Öffentlichkeit: Das Stadion wurde zu einem nicht geringen Teil mit Steuermitteln finanziert, während der Breitensport aktuell politisch vernachlässigt wird – unter anderem mit der Begründung, dass in Linz gerade zwei Spitzensportstadien gebaut werden. Dies in Betracht gezogen, ist es unserer Auffassung nach umso mehr die Aufgabe und die Pflicht des Spitzensports, niederschwellige Angebote zu schaffen, die der breiten Bevölkerung den Stadionbesuch ermöglichen. Wer derartige Förderungen der öffentlichen Hand erhält, der sollte sich danach nicht als Premiumprodukt vermarkten, sondern sich eben auch als „Verein der gesamten Bevölkerung“ – als Club der Oberösterreicher – präsentieren. Ein Fußballverein hat immer auch eine soziale Verantwortung gegenüber der Bevölkerung, umso mehr mit Steuergeldern im Rücken.

Mehr Zuschauer bedeuten unserer Ansicht nach unter anderem außerdem:

Höhere Einnahmen bei Gastronomie und Fanartikeln
Größere Attraktivität für Sponsoren
Höhere Chancen, dass mehr Leute sich in Zukunft für eine Dauerkarte entscheiden
Positiveres Bild des LASK in der Öffentlichkeit
Bessere Stimmung
Wir verbleiben daher mit folgenden konkreten Forderungen:

Einzeltickets. Spätestens ab dem Spiel gegen Salzburg am 12.3. muss es für alle LASK-Fans die Möglichkeit geben, Einzeltickets zu kaufen. In Pasching wurde häufig das Vorkaufsrecht für Dauerkarteninhaber erprobt, das wäre unserer Ansicht nach ein tatsächlicher Vorteil für Abonnenten, da diese somit für ihre Freunde Karten besorgen können. Nach einer Vorkaufsphase muss es jedoch für alle die Möglichkeit geben, Karten für ihr gewünschtes Spiel zu besorgen. Der LASK kann es sich nicht erlauben, dauerhaft Fans und potentiellen künftigen Fans den Stadionbesuch zu erschweren. Viele Fans – häufig Familien – können ihren Stadionbesuch nicht Wochen im Vorhinein planen und sind auf den spontanen Tageskartenkauf angewiesen. Am Spieltag zum Stadion gehen und an der Kasse ein Ticket zu holen ist nicht nur gestrige Fußballromantik, sondern muss auch in Zukunft möglich sein.
Ermäßigungen. Mit Ausnahme einiger Ecksektoren gibt es im gesamten Stadion keine Ermäßigungen für Jugendliche, Schüler, Studenten oder Pensionisten. Gerade junge Leute, die häufig noch keine gefestigten Fans sind, werden es sich künftig überlegen, ob sie sich den Stadionbesuch leisten können. Gerade diese Generation an Fans gilt es aber, mit attraktiven Preisen zu locken und zu binden. Ansonsten sind wir der konkreten Gefahr der Abwanderung oder einem generell entstehenden Desinteresse ausgesetzt. Auch für viele Familien ist ein Stadionbesuch schlichtweg zu teuer, wenn sie je nach Anzahl pro Spiel über 200 Euro zahlen müssen. Wir fordern daher deutliche Ermäßigungen für die üblichen ermäßigten Bevölkerungsgruppen in allen Stadionbereichen.
Preisabstufungen. Ein Ticket auf den Sitzplätzen hinter dem Tor kann und darf nicht dasselbe kosten wie ein Ticket mittig auf der Längstribüne. Hier sollte man beim ohnehin hohen Grundpreis für Sitzplätze deutlich runtergehen, um den Stadionbesuch auch sozial schwächer gestellten Personen, die nicht auf den Stehplatz gehen können oder wollen, zu ermöglichen. Eine weitere Möglichkeit der Abstufung wären Topspielzuschläge. Bei attraktiveren Gegnern können ein paar Euro mehr verlangt werden, wenn dafür normale Bundesligaspiele für viele Menschen leistbar werden.
Preissenkungen. Sobald und sofern möglich würden wir eine Preissenkung auf normales Bundesliganiveau begrüßen, teilweise sind wir doppelt so teuer wie die Konkurrenz auf vergleichbaren Plätzen. Es ist uns bewusst, dass der Neubau u.a. durch Ticketpreise refinanziert werden muss. Wir sind aber der Überzeugung, dass dies nur dann nachhaltig geschehen kann, wenn das Augenmerk auf die Erhöhung der Zuschauerzahlen gelegt wird und nicht darauf, die Abonnenten vermeintlich durch hohe Tageskartenpreise zu begünstigen. Die allermeisten von uns haben eine Dauerkarte, um sich nicht Woche für Woche um Tickets kümmern zu müssen und um dem Verein für eine weitere Saison sein Vertrauen zu schenken und nicht, um sich als Fans besserer Klasse gegenüber den Tageskartenkäufern zu fühlen. Wir würden uns hier mehr Weitsichtigkeit und fanfreundlicheres Handeln wünschen.
Zu guter Letzt möchten wir noch auf die nachlässige Kommunikation des Vereins hinweisen. Der LASK-Fan, der keine Dauerkarte besitzt, fühlt sich aktuell alleine gelassen und unter Druck gesetzt. Alleine gelassen, weil für ihn das Frühjahr nicht planbar ist. „Wann kann ich ins Stadion? Zu welchem Preis? Nehme ich beide Kinder mit? Kann ich mir das leisten?“

Unter Druck gesetzt, weil er zum Kauf eines Abos gedrängt wird. Die Zeit dafür ist für diese Halbsaison vorbei. Wer sich bisher kein Abo geholt hat, wird das jetzt auch nicht mehr tun. Jetzt ist die Zeit gekommen, das Stadion mit (preiswerten) Tageskarten zu füllen, stattdessen wird über die Medien eine im LASK-Umfeld negative Stimmung geradezu forciert, indem man Kritik bewusst in Kauf nimmt. Eine Woche vor einem der größten Tage der Vereinsgeschichte aus unserer Sicht keine kluge Strategie.

Für zielorientierte Gespräche auf Augenhöhe stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Landstrassler im Februar 2023

P.S.: Wir behalten uns vor, dieses Schreiben zeitnah zu veröffentlichen und weitere Aktionen zur Thematik zu setzen, sollte Ihrerseits keine Gesprächs- und Kompromissbereitschaft bestehen.