50+1 muss bleiben!

Abstimmung zur 50+1 Regel: LASK stimmt für die Beibehaltung

In der Samstagsausgabe der Kronen Zeitung war die Rede von einer am heutigen Mittwoch geplanten Abstimmung der Bundesliga zur Abschaffung der 50+1 Regel. In Deutschland seit Jahren viel diskutiert, ist die Regel in Österreich aufgrund der ohnehin häufig undurchsichtigen Vereinskonstrukte kaum bekannt, da Sponsoren und Investoren vermeintlich ohnehin bereits jetzt alle Möglichkeiten haben, in Vereinen mitzubestimmen.

Hieß es in der Kronen Zeitung noch, der LASK wäre für die Abschaffung dieser Regel und die damit einhergehende endgültige Öffnung für Investoren und deren Mitsprache- und Eigentumsrechte, so entpuppte sich dies als Falschmeldung: LASK Wirtschaftsgeschäftsführer Jandrasits dementierte etwaige Bestreben des Vereins in den Oberösterreichischen Nachrichten. Diese Entscheidung begrüßen wir und haben uns in den letzten Tagen die 50+1 Regel in Österreich etwas genauer angesehen, da wir der Meinung sind, dass diese fundamental wichtig ist und verhältnismäßig wenig Beachtung findet:

Die Regel ist aktuell Teil der Lizenzbestimmungen der österreichischen Bundesliga und besagt, dass der Stammverein (in unserem Fall der Linzer Athletik Sportklub) neben der Mehrheit der Stimmrechte (also 50+1%) auch über einen beherrschenden Einfluss in der vom Verein ausgegliederten GmbH (in unserem Fall die LASK GmbH) besitzen muss. Die stimmberechtigten Mitglieder eines Vereines (in unserem Fall sind das nur einige wenige rund um Siegmund Gruber) besitzen damit also mehr als die Hälfte der Stimmrechte in der GmbH, was die Beibehaltung der Gemeinnützigkeit gewährleisten und die Alleinherrschaft externer Investoren verhindern soll.

Sollte diese Regel auf Bestreben mancher Vereine abgeschafft werden, ist den Vereinen der Bundesliga in der Theorie Tür und Tor geöffnet, ihre Anteile an der GmbH (zum Beispiel bei Geldnot, aber auch bei Streben nach Erfolg um jeden Preis) gegen Geld und die Abgabe des Mitgliederstimmrechts zu veräußern - an Investoren, die dann den Verein nach Lust und Laune führen können - im Großen und Ganzen ohne auf die Mitglieder Rücksicht nehmen zu müssen.

Zwar wurde dem LASK bereits in der Vergangenheit vorgeworfen, die 50+1 Regel zu umgehen - dies läuft bisher jedoch im legalen Rahmen ab, da es zu keinem anderslautendem Urteil kam. Bei aller Kritik (auch durch uns): Es ist positiv hervorzuheben, dass kein externer Investor ohne die Stimmen der Vereinsmitglieder Anteile an der LASK GmbH kaufen und wieder verkaufen kann - und der LASK dafür stimmen wird, dass das auch so bleibt.

Leider ist die Informationslage in Österreich diesbezüglich generell schlecht bis kaum vorhanden, daher haben wir uns einige Fragen gestellt, die auch für andere Vereine (vor allem jene, die für eine Abschaffung stimmen würden) interessant sein könnten:

 

- Ist geplant, eine eventuelle Abschaffung der 50+1 Regel sofort auszunutzen oder soll dies lediglich der Absicherung dienen?
- Wäre es potentiellen externen Investoren möglich, ihre Anteile nach eigenem Belieben weiterzuverkaufen oder besitzen die Vereine selbst dennoch - wie aktuell vorgesehen - ein Vorkaufs- oder Vetorecht?
- Wäre ein potentieller Investor an Gewinnen des Vereines beteiligt oder müssen diese dennoch zurück in die Vereine fließen?
- Begibt man sich durch die totale Öffnung für Investoren nicht in die Gefahr, ihrer Eigeninteressen ausgeliefert zu sein, da sie - anders als dies jetzt der Fall ist - nicht in erster Linie für Verein und GmbH arbeiten müssen?
- Wäre ein Mehrheitsanteilsverkauf nicht auch die Aufgabe der künftigen Selbstbestimmungsmöglichkeiten der Vereine?
- Ist eine eventuelle Abstimmung endgültig und werden bei entsprechendem Ausgang von der Bundesliga sofort Schritte eingeleitet, die die Abschaffung der 50+1 Regel zum Ziel haben?

 

All diese Fragen sind für uns als Fans interessant - weil zukunftsweisend - und wir finden es bedenklich, dass diese Entwicklung beinahe fernab der Öffentlichkeit geschieht. Auch wenn dies manche Vereinsvertreter anders sehen, ist Fußball nach wie vor ein Sport von öffentlichem Interesse und derart einschneidende Änderungen dürfen nicht in ein paar wenigen oberflächlichen Artikeln behandelt werden. Ein Blick nach Deutschland zeigt, dass diese Themen durchaus auch Gegenstand öffentlicher Debatten sein können und sollten.

Wir würden der Zukunft in unserem Verein, aber auch jener im österreichischen Fußball, doch positiver entgegenblicken, wenn die Abstimmung pro 50+1 Regel ausgeht und Themen dieser Tragweite künftig nicht mehr nur hinter verschlossenen Türen diskutiert werden.

Landstrassler im Juni 2023