Zrinjski Mostar - LASK 1:1 (1:0)

Europacup bedeutet immer auch Abenteuer. Dennoch ist eine Reise an die Anfield Road ein anderes, planbareres Erlebnis als die Reise nach Bosnien Herzegowina, Mostar, Stadion pod Bijelim Brijegom. Was erwartet die LASKla vor Ort?

Wie reagieren die beiden einheimischen Fanszenen auf die Gäste aus Österreich? Wie die Polizei? Viel wurde im Vorfeld spekuliert, telefoniert, Pläne wurden gemacht und wieder umgeschmissen.

Als sich der Doppeldecker aus Linz am Mittwoch um 22:00 auf den Weg machte, war es für alle eine Reise ins Ungewisse. Die einen machte das nervös, andere fanden es aufregend, weil genau das das Erlebnis Europacup ist, auf das sie jahrelang gehofft hatten. Moderne Stadien in sicheren Touristenstädten hatten wir schließlich zur Genüge besucht. Auch auf anderen Wegen machten sich viele LASKla auf den Weg auf den Balkan, in eine jener Städte, die durch ihre reiche Geschichte Bekanntheit erreichte. Mostar ist bis heute quasi zweigeteilt - im östlichen Teil wohnen mehrheitlich bosniakische Muslime, westlich des Flusses Neretva sind es die bosnischen Kroaten, die das Stadtbild prägen - in all seinen Facetten. Darunter auch die Ultras von Zrinjski Mostar, die den Westteil mit beachtlichen Wandbildern aufhübschen.

Zurück zum Wesentlichen: Bereits ab der slowenisch-kroatischen Grenze wurde der Bus von der Polizei begleitet, an der EU-Aussengrenze zu Bosnien war dann eine ungewollt lange Pause angesagt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war wohl auch den letzten LASKlan klar, dass man in der „geteilten Stadt“ keinesfalls als „Gast“ empfangen wird. Wegen angeblich geplanter „Übergriffe einheimischer Hooligans“ wurde zuerst mitgeteilt, dass der eigentlich geplante Treffpunkt im Zentrum der Stadt „aus Sicherheitsbedenken“ nicht möglich sei, um im Anschluss die anreisenden Linzer über knapp drei Stunden an der Grenze festzuhalten.

Zur selben Zeit sammelten sich in Međugorje, einem Ort, der durch eine angebliche Marienerscheinung für Katholiken als Pilgerstätte dient, allerhand LASKla, die eine individuelle Anreise wählten, um von dort aus mit einem Bus gemeinsam ins 40 Minuten entfernte Mostar zu pilgern. Zeitgleich mit dem von Linz aus gestarteten Bus wurde Mostar erreicht, statt unter der bekannten Brücke und am Wasser musste man zwar mit einem Parkplatz samt Beisl Vorlieb nehmen, besser als das befürchtete, stundenlange Aushalten in der Hitze im Polizeikessel war das aber allemal.

Am frühen Abend Richtung Stadion aufgebrochen, war das, was man dort vorfand, für manche ein Kulturschock, andere Kurvenfreaks hingegen wähnten sich im siebten Himmel beim Anblick dieser Ostblockschüssel, in der unser LASK tatsächlich gleich ein Spiel bestreiten sollte.

Da er das allerdings in Sponsorenfarben tat, wurde der Tatsache entsprechend der Sektor wieder für 19:08 Minuten freigehalten und dem Unmut mit einer in der Landessprache gehaltenen Parole Luft gemacht. Dass es der LASK wieder und wieder schafft, Highlights der Vereinsgeschichte für die weitgereisten Fans zu trüben, ist traurig und zeichnet zugleich ein Bild von Vereinsverantwortlichen, denen eine eigene Identität nichts wert ist.

Dass in einer solchen Bruchbude dann auch die Sitze für den Stehplatz nur mit Bauschaum angeklebt sind und sich bei den leichtesten Berührungen lösten, war ebenso wenig überraschend wie die Tatsache, dass diese wenig später für die "Vandalen bei der Arbeit", wie wir von der bosnischen Presse genannt wurden, zum herumfliegenden Spielzeug wurden.

Was anschließend folgte, war in Teilen eines der wahnsinnigsten Erlebnisse, das viele von uns mit dem LASK erleben durften. Danke auch an unsere Brüder aus Bern für den Besuch bei diesem Abenteuer! In Berichten wie diesem liest man häufig von Ekstase - an diesem Donnerstagabend im Gästeblock von Mostar herrschte sie tatsächlich. Über 20 Minuten während der zweiten Hälfte sang und sprang und pogte sich der Haufen wie aus dem Nichts in einen kollektiven Rausch.

Das 1:1 am Feld wirkte weniger motivierend, reichte aber dennoch für den Einzug in die Europa League Gruppenphase, die uns mit Toulouse, St. Gilloise und Liverpool eine westeuropäische Krachergruppe bringt. Weitere Highlights in der Vereinsgeschichte, in denen sich der LASK einem Millionenpublikum präsentieren kann. Ob er dabei in erster Linie sich selbst oder einen Sponsor repräsentieren sollte, sollte wohl jeder mit ersterem beantworten. Es werden Spiele und Bilder, die in die Geschichtsbücher eingehen werden und die prägend für den LASK und seine Geschichte sind. Schreiben wir Geschichte in Schwarz und Weiß.